Samstag, 23. Juli 2011

Alltag - Aldi - Aqua-Sales

How are you doing?

Ach. Da war doch noch was ....... !? Neben all den Festivals, Ausflügen und Kurzurlauben haben wir ja auch einen Shop hier in Kenmare. "Aquamarine" hieß er wohl ......

Eigentlich hatten wir unserer freien Tag heute. Den haben wir, wenn alles normal läuft, entweder mittwochs oder donnerstags. Aber dann kam es doch - mal wieder - anders: "Mrs. Colourful", unser Spitzname für Mety (http://www.colourandcoachingforconfidence.com), hatte eine Klientin und kann - vereinbarungsgemäß erst kurz nach 11 Uhr. Also geht erst einmal Margot in den Laden. Ich darf joggen.

Ladies View
Doch dann, so gegen zwölf Uhr, Start zu unserem schon immer mal wieder angedachten und verschobenen Ausflug nach Killarney.
Dem (!) Ausgangspunkt für eine "Ring of Kerry" - Rundfahrt. Der (!) Anlaufpunkt für Südwest-Irland-Touristen aus aller (!) Welt. Eine knappe Autostunde von Kenmare entfernt. Über Moll´s Gap und vorbei am Ladies View oberhalb der Killarney Seen.

Die Gründe für unsere Killarney-Tour eher profan: Aldi und Lidl. Kaffeefiltertüten und Erdnüsse.
Na, und vielleicht könnte man ja auch mal schauen, was auf K.´s Shopping-Meile los ist. Mehr so nebenbei. Denn wir haben ja frei, heute.

Oktober 2010:


Auf dem Weg zu Lidl liegt ein Outlet-Center. Wurde Margot von einer Kundin empfohlen, als sie über Kundenaufkommen und Flaute in Kenmare sprachen. In Killarney sei vieles besser. Vor allem seien da (viel) mehr Leute, potentielle Kunden also.



 

Die Saison


Ich kannte es bereits, dieses Outlet-Center. Von meinen Recherchen im letzten Jahr her. Allerdings unter einem anderen Namen, als ihn mir Margot nannte. Mein Eindruck im letzten Jahr: trist, großer Leerstand, Billig-Läden, unattraktiv. Dagegen schien mir das Papenburger Ems-Center eine wirklich Alternative; und das will was heißen ..... Nichtsdestotrotz. Mal sehen, was denn hier so in der Hochsaison abgeht.









scheint gelaufen.


Lärm geht ab. Laute Musik. Margot: oh je. Mindestens so schlimm, wie in der Alten Tonnenhalle. Billig-Stände in der Mitte, kaum nette Läden drum herum. Hier eine Filiale ......? Nicht mal einen Cappuccino wollen wir hier trinken, bei dem Krach. Und überhaupt .... Filiale ....... Wir ticken ja wohl nicht richtig ...........!





So langsam, es geht auf Eins zu, melden sich unsere Mägen. Eine Kleinigkeit zu essen wäre nicht schlecht. Also raus aus dem Outlet, rein in Killarneys Innenstadt. Bunte Läden, verwinkelte Gassen, geschäftige Atmosphäre und mal etwas Abwechslung zu unserem "Zwei-Straßen-Ort" Kenmare. Is wirklich richtig was los hier. Im Vergleich zu Kenmare fast großstädtisch. Fast!
Heute gibt´s mal kein Pub-Grub, sondern wir gehen ins Mac´s. Wirkt beinahe hypermodern. Vor allem im Kontrast zum Nachbargeschäft. In dessen Schaufenster Süßigkeiten aus Plastikdosen, ein Cowboy (wohl eine Gipsfigur), ein Hahn; Tassen und Schnäpsedekoriert sind. Seit Jahrzehnten scheint sich an der Schaufenstergestaltung nichts geändert zu haben. Und soweit wir einen Einblick haben: drinnen auch nicht. Ein Laden im Stil der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts

Das Mac dagegen: Extrablatt-mäßig. Etwas klarer von der Einrichtung her. Ruhig trotz vieler Wandspiegel und voll besetzten Tischen. Wir müssen sogar einen Augenblick warten. Please wait to be seated! Nette Bedienung und sehr gemischtes Publikum. Ein Silberlocken-Trüppchen mit Nonne, 11 hungrige Sportsmen mit Sporttaschen unterm Arm, die wohl gerade frisch geduscht vom Training kommen und mordshungrig wirken. Mütter mit Kindern, Ladies in Kö-Outfit, Familien. Und wir. Die Speisekarte ist abwechslungsreich, das Essen - im Gegensatz zum weitverbreiteten Vorurteil - gut und nicht zu teuer. Deswegen die kleine Warteschlange vor dem Restaurantbereich. Noch einen leckeren Cappu, dann geht´s weiter.

 Wo wir schon hier sind, können wir doch mal sehen, was hier so an "Celtic-Stuff" angeboten wird. Denn der fehlt noch in unserem Sortiment. Wir haben zwar ein paar shamrocks (Kleeblätter), keltische Kreuze und einen Anhänger, den wir gerne als "keltischen Knoten" verkaufen. Doch die Touris wollen offensichtlich mehr davon. Eine (viel) breitere Auswahl eben. Verständlicherweise. Wir sind auf dem besten Wege, uns drum zu kümmern. Margot bei Christy´s, ich in den Auslagen einiger Juweliergeschäfte.




Der Austausch ergibt: dieses Feld wollen wir auch beackern. Im Gegensatz zu so manchem, was wir zuvor gesehen hatten (vor allem im Internet), gibt´s wirklich richtig schöne Stücke. "Celtic Stuff" ist vielseitiger und muss nicht unbedingt nur grob und schwarz-silbrig aussehen!! Gleich sieben Firmennamen und Label sind notiert.

Hauptstraße rauf, Hauptstraße runter .... da ist doch tatsächlich ein leeres Ladenlokal. Super Lage. Bestimmt auch super teuer. Vielleicht. Allerdings: der Stand auf Sylt ist ebenfalls nicht gerade preiswert. Fragen kost ja nix. Wer weiß? Makleradresse? Digital erfasst! Jedoch hat das Büro, zufällig gleich um die Ecke, leider geschlossen; ist Samstagnachmittag.

Neue Filiale. Wir spinnen. Und dennoch: der Gedanke kommt immer wieder. Wie damals auf Rügen. Wie immer wieder mal in Osnabrück. Ein neuer Laden: immer wieder verworfen die Idee. Und jetzt ........ sind wir in Irland. Mit neuem Laden!

Aber noch einen? In unserem Alter. Und die allgemeine wirtschaftspolitische Großwetterlage. Und .... Erst einmal die Kenmare-Ergebnisse abwarten. Sowieso! Ja, aber man kann auch mal ins Blaue denken. Und die Amerikaner? Die nächsten Jahre werden bestimmt nicht besser. Die stehen so was von knapp vor´m finanziellen Abgrund. Billionen (oder waren´s noch mehr?) an Schulden. Griechenland, ein Kinderpups dagegen. Und wir sind angewiesen auf US-amerikanische Kunden. Die jetzt schon so stöhnen über den hundsmiserablen Wechselkurs. Und handeln, bevor sie eine Modeschmuck-Kette für sage und schreibe 16.- € kaufen wollen.

Zurück zu den Basics. Kaffeefiltertüten und Erdnüsse. Auf zu Lidl. Das erste Mal. (Beim Aldi dagegen waren wir schon zwei, drei Mal). Da die Lebensmittelpreise hier vergleichsweise hoch sind, gibt´s Lidl und Aldi fast in jedem etwas größerem Ort in Irland. Aber ohne Werbung geht´s auch hier nicht. Überdimensionale Gestalten stehen an der Hauptstraße vor´m Lidl und versuchen auf sich, auf den Laden, aufmerksam zu machen. Sie winken den Vorbeifahrenden zu, raufen sich die Haare ihres Plastikkopfes (im Hals ein Guckloch, durch das sie sehen können), machen witzige Bewegungen, die Kinder auf eine Hüpfburg und eine Rutsche aufmerksam machen sollen. Alltag. Samstags in Irland. Vielleicht etwas amerikanisch. So wie bei uns in Deutschland eben auch. Und wer weiß, wo noch überall auf der Welt .......

Margot glaubt, wir haben Glück: endlich die Erdnüsse gefunden, die wir seit langem vermissen. Sehr wahrscheinlich, denn die Verpackung sieht hier natürlich etwas anders als zuhause aus. Sicher sein können wir also erst nach einem Geschmackstest. Wird auf heute Abend verschoben. Bei den Kaffeefiltertüten dagegen: Fehlanzeige. Deshalb weiter zu Aldi.

Aldi steht auf der grünen Wiese am anderen Ende von Killarney. Deerpark. Ein richtig großes Einkaufszentrum. Von Hirschen natürlich keine Spur mehr. Die neuen Platzhirsche heißen, neben Aldi, Tesco und Marks & Sparks. Weiterhin gibt´s ein Gartencenter, ´ne Tankstelle nebst Autowaschanlage (1,54 € der Liter Super), Costa und einem für meine Begriffe richtig neumodischen Riesenladen. Argos. Von Manuela, der deutschen Bäckerin in Kenmare hatten wir erfahren, dass das so eine Art "Quelle" ist. Ihren Katalog hat sie uns freundlicherweise überlassen.

Interessehalber gehe ich mal rein in den Laden. Und bin völlig überrascht, dass er maximal 150 - 200 Quadratmeter groß ist. Und wo ist dann der richtige Eingang? Ich muss gleich mehrfach gucken bis mir klar wird: mehr Verkaufsfläche ist hier nicht. Aber dann entdecke ich, welche Bedeutung die PC-Terminals haben, denen ich bisher keine besondere Bedeutung beigemessen hatte

Internetmöglichkeiten, wie ich dachte. Weit gefehlt. Neben jedem Terminal ein Argos-Katalog. Alle Seiten laminiert, so dass sie sehr häufig benutzt und umgeblättert werden können. Warenansicht, Warenauswahl, Warenbestellung: alles auf einem Bildschirm mit üblicher Zollgröße. Die Warenausgabe erfolgt dann am Kopfende des Ladenlokals. Mmmmh? Sofakauf ohne Probesitzen? Kinderspielzeug ohne Anfassen? Geschirr, ohne es richtig sehen zu können? Wer weiß; möglicherweise hab´ ich ´was völlig falsch verstanden. Das werde ich mir beim nächsten Mal doch genauer anschauen.

Es gibt eben viele Welten. Und dass Killarney abseits des, fast möchte ich schreiben: altertümlich- pittoresken Ortskerns auch so modern ist, davon hatte ich bisher wirklich keine Ahnung. In Galway und Cork hätte ich´s erwartet, erst recht in Dublin. Aber hier? Wo sich bis vor Kurzem noch Hase und Igel, will sagen: Hirsch und Reh "Gute Nacht!" gesagt haben .......

2009





zurück in Kenmare
Henry Street, von Süden her kommend
Uff! Dreieinhalb Stunden Killarney. Eindrucksvoll ermüdend. Nix wie weg.








 
Zurück in die Provinz! Obwohl der Sprit am Ortsausgang  von Killarney vier Cent billiger ist als in Kenmare, fahren wir weiter. Wir sind k.o. und der Tank ist schließlich noch ein Drittel voll. Reicht für unsere hiesigen Entfernungen noch mindestens zwei Wochen. Manchmal steht´s Auto zehn Tage lang vor unserer Haustür, ohne dass wir es benutzt hätten.



17 Uhr. Fünfzehn Minuten Augenpflege. Dann googlen. Suchworte: die Namen der Firmen, die wir heute bei der Konkurrenz ausspioniert ...äh, .... bei unseren Mitbewerbern in Erfahrung gebracht haben. Es klappt hervorragend. Ist immer wieder fantastisch, was an Informationswieder- und -weitergabe in welch kurzer Zeit dank www. möglich ist. Kontaktaufnahme zu sieben Firmen in wenigen Minuten. Jetzt sind wir auf die Rückmeldung gespannt.

Spirale des Lebens
Mit welchen der "Keltischen Schmuck - Hersteller" und Großhändler wir denn wohl ins Geschäft kommen? Bis auf drei Ausnahmen beziehen wir unser Sortiment nämlich bisher ausschließlich über unsere bekannten "Sylt-Großhändler" aus Deutschland. "Made in Ireland" - Produkte würden wir schon sehr gerne und vermehrt in unserem Laden anbieten.








18.45 Uhr. Mal sehen, wie´s im Laden läuft. Seitdem wir aus Miltown Malbay zurück sind, also seit ca. zwei Wochen, ist uns noch immer ein wenig "mulmig". Guter Dinge sind wir hin nach MM, kamen auch guter Dinge wieder zurück nach Kenmare. Aber dort gab´s ein ziemlich geschocktes "Erwachen". Wo doch "alle Leute" gesagt hatten: ab Juli ist Hochsaison, da wird der Laden laufen!Tat er aber nicht; nicht bei uns und nicht bei "den Leuten"; sprich: den anderen Shop-Betreibern im Ort.

30 - 50 % Umsatzrückgang im Vergleich zum Juli letzten Jahres.....!

Nun, da es ein letztes Jahr für uns bekanntlich nicht gegeben hat, hier in Kenmare, waren unser Maßstab die April-, Mai- und Juni-Umsätze. Und die waren OK. Wenn sie denn entsprechend den Vorhersagen ab Ende Juni, Anfang Juli tüchtig steigen würden. Machten sie aber nicht. An einigen Tagen gab´s sogar richtig schlechte Umsätze! Und wir mussten die Notbremse ziehen und Aileen, Merly und Mety Stunden kürzen. Was uns nicht leicht und ihnen, zum Teil zumindest, richtig schwer gefallen ist.

Heute war´s glücklicherweise prima. So, wie auch schon an den letzten drei, vier Tagen. Gute Umsätze, so dass wir sogar die vereinbarten, zusätzlichen Umsatzprovisionen zahlen konnten. Vielleicht hat sich der Hochsaisonbeginn ja nur ein wenig nach hinten verschoben...? Vielleicht aber auch nicht! Und wenn wir die Nachrichten aus den Staaten verfolgen.: Kein Grund zum übermäßigen Optimismus bei den vielen US-Amerikanern, die hier Urlaub machen.

Egal! Heute ist´s gut gelaufen! Und es war sogar der erste Abend, an dem noch nach 20 Uhr ´was los war. So, wie wir´s von Sylt her eigentlich kennen (und finanziell auch brauchen). Touristen, die gut gelaunt noch einen Abendbummel machen und bei sommerlichem Wetter ein wenig konsumfreudig sind. (So wie Margot und Norbert im eigenen Urlaub ...... eher sehr, sehr selten sind.)

Glücklicherweise sind Geschmack und Konsumgewohnheiten ja unterschiedlich!

Aber nicht, dass wir etwa gar nicht konsumieren würden. Ein Smithwicks im O´Donnabhain´s gönnen wir uns noch. Nach Laden aufräumen, Waren nachlegen und Kassensturz. Im O´Don ist´s nämlich - für einen Samstagabend - ziemlich ruhig. Und da ist uns wohl nach. Margot meint, fast wie in Osnabrück in der "Grünen Gans". Schade nur, dass es hier kein Schmetterlingssteak gibt.

Mehr als ein Smithwicks, der Einfachheit halber sagen wir (unter uns) "Schmittie", gibt´s heute aber nicht. Keine "Two Pints Each". Wir sind nämlich zu müde nach diesem so ereignisreichen Tag. Ab nach Hause. Über den Square. Und noch einmal und wieder einmal sehen und hören, warum wir soooo gerne hier sind: in Kenmare, Südwest-Irland.

So viele unterschiedliche Gesichter, Typen, Outfits, Sprachmelodien. So verschieden die Pubs, deren Türen heute fast alle weit offen stehen, so unterschiedlich das Publikum.

Die Ladies von modisch-elegant über grenzwertig aufreizend bis zu witzig-kreativ. Letzteres gilt vor allem für die "Hen-Partys" (Junggesellinnen-Abschied). Viele stehen mit ´nem Pint in der Hand vor dem Pub und genießen das bunte Treiben, die abendliche Atmosphäre. Nicht nur die Raucher. Was wir glücklicherweise bisher so gut wie gar nicht erlebt haben sind alkoholbedingte Unannehmlichkeiten oder Pöbeleien. Und die Garderobe ortsbekannter Clochards (leo.org bietet "Tramp" als beste Übersetzung an ....) wechselt zwischen blauem Anzug mit verblichenem Nadelstreif, weiß-vergilbtem Hemd und Krawatte an Markt- und Samstagen und ziemlich fadenscheinigen Hosen und löchrigem Pullover werktags - aber immer mit Gummistiefeln.

Beinahe umgekehrt dagegen die der AIB - Angestellten: tagsüber grauer Anzug und blass-violett weiß gestreifte Blusen und Hemden nebst konservativ bravem Haarschnitt, samstags abends dann verwegene Strähnen im Haar und kurze, sehr kurze, Röcke bzw. Designer-Jeans mit Löchern. (so wie bei uns also auch!?)

Ich merke gerade, dass ich mich etwas schwer tue, beim adäquaten Beschreiben auch nur einiger der vielen skurrilen Eindrücke, die ich hier täglich aufs Neue habe. Auf so engem, kleinstädtischem Raum, der doch so häufig kosmopolitisch wirkt. Wie kann ich auch nur annähernd bildhaft das Zeitungs-, Schriftstück- und Papierschachtel-Chaos beschreiben, das sich hinter der Windschutzscheibe eines Mercedestransporters auftürmt. Und wie "Mick, the wig" seinen Besitzer, wenn der, plastikperückenbedeckt mit anderen Ortshonoratioren vor seiner Bar steht und ein kleines Quätschchen hält.



Wie den Rummel und die Square-Atmosphäre von gestern Nachmittag, als sich die Abschlussklasse der High-School vor O´Connor`s Bar traf, um dann gemeinsam mit dem Bus ins Sneem-Hotel zur Schulentlassungs-Party zu fahren .......? 






Wie all die aufgescheuchten Beinahe-Twens in bunter Abendgarderobe und 










ihre stolzen, Erinnerungsfotos machenden Eltern?






Ich sammele einfach weiter. Speichere Augen b l i c k e, und versuch erneut , sie in Worte zu fassen. Demnächst mal wieder!

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